English version?!

Go here for the English version: www.violatour.blogspot.com

Mittwoch, 9. Juli 2014

Sturm, Regen, Ankunft...

Ich habe gerade festgestellt, dass ich den letzten Post auf dem englischen, anstatt auf dem deutschen Blog veröffentlich habe. Also gibts jetzt doch einiges zu schreiben.

Ich brach nach einem wunderbaren Konzert in Speyer am Sonntagmorgen nach Mainz auf. Die Fahrt war lang und anstrengend, aber wunderschön. Tolles Wetter, tolle Landschaften... Eigentlich wollte ich ja gerne noch nen Tag in Speyer bleiben zum Gottesdienst, weil die Gemeinde dort wirklich sooo toll und nett war! Aber dann hätte ich es nicht rechtzeitig nach Köln geschafft, also hieß es losreißen.






Fähre mal wieder :-)





Der Rhein kurz vor Mainz





Familie Schwan

Rheinwein

Nach einem wunderschönen Fahrtag kam ich also abends in Mainz an. Dort wurde ich mehr als stürmisch begrüßt - es ging so richtig los, kaum, dass ich angekommen war. Wettermäßig war ich also mal wieder gesegnet. Ich wurde von Britta bekocht, und wir konnten uns von drinnen aus ganz gemütlich das Gewitter ansehen. Irgendwann fiel vor dem Haus der erste Baum um, da wurde es schon spannender. Dann erfuhren wir, dass bei anderen Leuten in Mainz zum Teil Fenster von Bäumen eingeschlagen wurden - noch spannender.
Am nächsten Morgen brach ich nach einer kurzen Übesession auf Richtung Rhens, was kurz vor Koblenz liegt. Bis ich allerdings richtig aus Mainz/Wiesbaden weg kam, dauerte es ein bisschen. Der erste Teil der Strecke war eher ein Hindernisparcours: Umgefallene Bäume ohne Ende und gesperrte Strecken machten das Fortkommen nicht gerade leicht. Aber irgendwann kam ich dann doch ins Rollen.
Schlachtfeld

Kein Durchgang
Baumleiche





















Also, so ganz hab ich ja vorher nie verstanden, was Schumann, Liszt, Brentano, Heine und die anderen immer mit ihrer Rheinromantik wollen. Aber jetzt schon. Die Gegend zwischen Mainz und Koblenz, das Rheintal, ist einfach unglaublich. Ist ja auch UNESCO-Welterbe. An der Loreley begegnete ich Bussen voll mit Touristen, aus Italien, Großbritannien, Spanien, Belgien und sogar Russland. Und ich darf überall einfach durchradeln... Schon ein Geschenk.


Loreley

Ohne Worte :-)

Schloss Stolzenfels

Abends kam ich dann in Rhens an. Dort übernachtete ich in einer kleinen Pilgerhütte - unglaublich süß! Und das Highlight des Tages: Der Swimming Pool!!
Am nächsten Tag ging's dann weiter Richtung Köln. Also, ich will es ja nicht so sagen, aber es gibt Tage, die sind einfach nur Sch***. Dienstag, der 8. Juli war so ein Tag. Zumindest bis zum frühen Abend. Es regnete morgens schon in Strömen, aber ich dachte mir, ich bin ja nicht aus Zucker, und fahre einfach mal los. Bin ja ausgestattet, was Regenschutz angeht. Ja, der Regenschutz hielt einen knappen Kilometer lang stand, dann war ich durchnässt. Meine Regenjacke, von einer großen deutschen Discounterkette, hatte offenbar eine Wassersäule von null. Sie war ganz einfach undicht. Schon nach fünf Minuten am Schlottern, beschloss ich, dass das so nicht ginge, und fuhr zurück nach Rhens. Dort erkundigte ich mich, wo es nen Outdoor-Laden gebe, der nächste war in Koblenz. Also, zum Bahnhof nach Rhens und  mit dem nächsten Zug nach Koblenz (ca. 5 Minuten Zugfahrt, aber zu viel Strecke, um nass auf dem Fahrrad zu fahren, wenn man noch Konzerte vor sich hat...). In Koblenz fand ich dann auch ganz schnell einen Laden, in dem ich mir eine ganz wunderbare, gute, sündhaft teure Regenjacke kaufen konnte, und außerdem einen Rucksacküberzug für meine Bratsche.
Die Regenjacke hielt dann auch Stand - bestimmt sechs Kilometer. Dann kam es überall rein. Nicht nur in die Jacke, sondern in die Schuhe, die Hose - überall. Kurz später war ich nass bis auf die Knochen. Ich glaube, bei stundenlangem Fahren in schüttendem Regen kann man das auch gar nicht vermeiden.
Bei jedem Bahnhof, an dem ich vorbei kam, war ich neu versucht, einfach in den nächsten Zug nach Köln zu steigen, aber ich hielt durch. Weil ich, wenn ich aufhörte, zu fahren, immer sofort anfing, zu frieren wie verrückt, gab es auch keine Pausen. Also 75 Kilometer von Koblenz bis Bonn praktisch ohne Pausen durchfahren, und dabei auch fast nichts trinken, um nicht auf Toilette zu müssen. Ich hatte mir ausgerechnet, dass es von Bonn nach Köln noch gut 20 km, also eine gute Stunde Fahrt sein müssten. Die würde ich vielleicht gerade noch durchhalten.
Völlig fertig kam ich schließlich in Bonn an, und sah den nächsten Wegweiser für die Fahrradfahrer - 36 Kilometer. Der Regen wurde immer stärker, und der starke Wind, der schon die ganze Zeit wehte, machte das Fahren noch wesentlich anstrengender. Ich konnte mich auch nicht einfach mal in ein Café setzen, das hätte nur Sinn gemacht, wenn ich mich wirklich umgezogen und in Ruhe aufgewärmt hätte. Dann die nassen Sachen wieder an, wäre echt eklig gewesen.
Weil ich schon die ganze Zeit am Zittern war, musste ich in Bonn also, in Hinblick auf die Konzerte, beschließen, vernünftig zu sein und nicht noch weiter zu fahren - das hätte ich wohl nicht durchgehalten. Also, ab zum Bahnhof in Bonn. Der nächste Zug nach Köln war etwas verspätet - perfekt, genug Zeit, um etwas warmes zu essen zu holen, in einem  bekannten Gourmet-Restaurant mit großem gelben M. Dann fuhr der Zug ein. Mit Fahrrad samt Gepäck, Bratsche, Tasche, Essenstüte und Getränkebecher gar nicht so leicht, einzusteigen. Kaum drin, kippte mir dann auch die Lenkertasche aus und der ganze Inhalt verstreute sich im Zug. Also einsammeln, und dann schnell das Essen in mich reinstopfen, um es nicht länger mit mir herumschleppen zu müssen. Die Laune, schon seit längerem, irgendwo im 20. Untergeschoss.
Fünf Minuten später, Durchsage: Der Zug muss umgeleitet werden, und fährt nicht über Köln. Also, mit allem Brimborium wieder aussteigen. Warten am Bahnhof, auf den nächsten Zug. Irgendwann fuhr wieder ein Zug ein, der nach Köln fahren sollte. Ein kleiner Regionalzug, in den alle Fahrgäste der letzten fünf ausgefallenen Züge geschickt worden waren. Und ich sollte samt Fahrrad reinpassen, haha. Aber noch mehr warten ging einfach nicht. Also, stopfen. Alle Leute um mich rum total genervt, ich total am Boden. An jeder Milchkanne hielt dann der Zug an, damit sich Leute an meinem Fahrrad vorbei aus oder in den Zug quetschen konnten. Mein Bruder Daniel, bei dem ich in Köln unterkomme, nicht zu erreichen. Ich wusste also nicht mal, ob ich in Köln dann vielleicht noch die nächsten Stunden am Bahnhof hocken dürfte.

Schließlich doch noch ein Rückruf, Erleichterung: Daniel holt mich am Bahnhof ab. Zusammen fuhren wir dann zu seiner Wohnung am Barbarossaplatz in Köln. Nach der langen, heißen Dusche, auf die ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte, sah dann die Welt schon ganz anders aus. Wir entschieden uns, uns das Halbfinalspiel Deutschland gegen Brasilien in einer von vielen Kneipen um die Ecke anzuschauen. Irgendwie hatte ich schon ein bisschen Angst, dass Deutschland rausfliegt, was, obwohl ich nicht der glühendste Fußballfan bin, den Tag nicht gerade besser gemacht hätte.
Wir bekommen, obwohl wir mit der guten Stunde Vorlauf recht spät dran sind, zwei gute Plätze, nah an der Leinwand in einer schönen Kneipe.
Und was dann passiert ist, muss ich wohl nicht schreiben :-)
Die Stimmung war der absolute Hammer, und der Tag gerettet. Obwohl mir die Brasilianer wirklich leid taten, das muss ich sagen. Ganz so hoch hätte es nicht sein müssen. Aber das ist eben Fußball. Gut, dass es bei Musik keine Verlierer gibt :-)
Siegerfoto :-)

Stimmung in Köln


Jetzt bin ich in Köln und habe etwas Zeit - üben, schreiben, organisieren, erledigen.... Und heute Nachmittag geht's nach Bonn, wo Tabea Zimmermann zur Zeit einen öffentlichen Meisterkurs gibt. Yeah :-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen